Dieser Artikel bezieht sich auf hauptsächlich auf PC Windows Systeme, auf denen eine Cubase, Nuendo oder Sequel Version läuft, die Ende 2004 oder später veröffentlicht wurde.
MIDI auf Windows Systemen: Was ist das Problem?
Die Benutzung von MIDI Schnittstellen-Treibern auf PCs mit Windows XP/Vista/7 in Verbindung mit aktuellen MIDI/Audio Sequenzer-Applikationen wie Cubase oder Nuendo, die in erster Linie Microsoft's DirectMusic (Teil von DirectX) API zur MIDI Kommunikation benutzen, kann für den Benutzer zuweilen verwirrend sein. Das liegt daran, dass die Hersteller von MIDI Schnittstellen-Treibern die Möglichkeit haben, ihre Treiber für verschiedene Architekturen zu liefern. Moderne MIDI Schnittstellen werden mit nativen DirectMusic-Treibern installiert. Jedoch ist es ebenfalls immer noch gängig, dass andere MIDI-Schnittstellen eine Vorgänger-API benutzen, um über das Windows MIDI System Ports bereitzustellen. DirectMusic selbst hat eine Funktion, diese Windows MIDI Ports als "emulierte DirectMusic" Ports zu spiegeln. Leider kann das zu einer Reihe von Problemen führen, wenn man diese Ports nutzen möchte:
- Die Benutzung von emulierten DirectMusic Ports kann häufig zu verschobenen MIDI Events bei der Aufnahme führen (Events werden zu spät oder zu früh aufgenommen).
- Manchmal werden gar keine MIDI Events aufgenommen.
- Es kann passieren, dass Events hängen bleiben oder aber Events aufeinander gestapelt anstatt hintereinander aufgenommen werden.
- Generell schlechtes bzw. wackeliges MIDI Timing bei Wiedergabe.
- Doppelt oder dreifach aufgenommene Events, weil verschiedene Treiberarchitekturen gleichzeitig für die Aufnahme verwendet wurden.
Generelle Hinweise für die Benutzung von MIDI auf Windows Systemen
Die grundlegendsten Tipps sind hier zusammengefasst, falls Sie Probleme mit der Stabilität der MIDI Kommunikation auf Ihrem PC System haben:
Stellen Sie bitte sicher, alle verfügbaren Updates für die verwendeten Applikationen und das Betriebssysteminstalliert zu haben. Gerade im Bezug auf das MIDI-Timing ist es wichtig, dass auch die letzte verfügbare DirectX Version installiert ist.
Cubase und Nuendo
Falls Sie unter hartnäckigen MIDI Timing Problemen bei der Benutzung von nativen oder emulierten DirectMusic Ports leiden, sollten Sie die Option "Systemzeit verwenden" aktivieren. Ist die Option aktiv, wird eine alternative Zeitreferenz Ihres Systems genutzt.
Je nach Cubase-Version finden Sie "Systemzeit verwenden" unter:
- Geräte > Geräte konfigurieren… > DirectMusic
- Geräte > Geräte konfigurieren… > Windows MIDI
- Geräte > Geräte konfigurieren… > MIDI-Anschluss-Einstellungen
Wenn Sie Schwierigkeiten beim Senden/Empfangen von SysEx-Daten durch native oder emulierte DirectMusic Ports haben, sollten Sie stattdessen die Windows MIDI Ports benutzen. Falls diese Ports nicht angezeigt werden, lesen Sie bitte weiter unten im Text die Hinweise zu "ignoreportfilter" & "enableemulated".
Sequel 1
In diesem Fall kann man versuchen, das Problem durch die Verwendung der beiden Filter-Dateien "enableemulated" und "ignoreportfilter" zu beheben. Diese Dateien befinden sich im Sequel-Programmverzeichnis (normalerweise C:\Programme\Steinberg\Sequel) in dem Ordner "Midi Port Enabler".*
Beide Dateien müssen einfach eine Ordnerebene höher, direkt in den Sequel-Ordner verschoben oder kopiert werden.
Nach einem Neustart von Sequel kann das Programm nun auf weitere, bisher ausgeblendete Treiberarchitekturen und Protokolle zugreifen. Da die komplette MIDI-Konfiguration in Sequel automatisch im Hintergrund verwaltet wird, wird nun normalerweise eine andere Kommunikation mit dem MIDI-Interface oder dem USB-Keyboard gewählt und daher sollten die Versatz-Probleme bei einer erneuten Aufnahme nun nicht mehr auftreten.
*Die erste Auflage von Sequel enthält den Ordner "MIDI Port Enabler" leider noch nicht. Daher haben wir beide Dateien als Zip-Datei hier am Ende des Artikels zum Download bereitgestellt
Sequel 2
Wenn es in Ihrem System bei aufgenommenen MIDI Events zu Problemen bei der ordnungsgemäßen Positionierung kommt, ändern Sie die Einstellung unter »Event- Positionierungsmethode« von »A« (interne Zeitangaben von Sequel) in »B« (MIDI-Zeitstempel) oder umgekehrt.
Weitere Möglicheiten zur Konfiguration von MIDI Ports
Es ist weiterhin möglich, mit den "ignoreportfilter" und "enableemulated" Dateien zu arbeiten. Diese beiden Dateien werden in dem Ordner "midi port enabler" innerhalb der Cubase/Nuendo/Sequel Installationsverzeichnisse abgelegt.
Wenn diese Dateien benutzt werden passiert folgendes:
- "ignoreportfilter" zeigt Ihnen jeden verfügbaren MIDI Port, unabhängig von der zugrunde liegenden Treiberarchitektur an. Zusammengefasst kann man sagen, dass die "ignoreportfilter" Datei alle Filtermechanismen zum Ausblenden bestimmter MIDI-Ports deaktiviert.
- "enableemulated" blendet Ihnen alle emulierten DirectMusic Ports wieder ein, filtert jedoch Windows MIDI Ports weiterhin aus. Das kann notwendig sein wenn bestimmte MIDI Schnittstellen keine nativen DirectMusic Treiber haben aber es zu Problemen mit den Windows MIDI Ports kommt. Als Ausweg kann man zumindest emulierte DirectMusic Ports benutzen. Glücklicherweise sollte diese Konstellation in der Praxis absolut selten anzutreffen sein.
Diese Dateien arbeiten wie eine Art Schalter. Um diese Schalter zu benutzen bewegen Sie die gewünschte Datei aus dem Ordner "midi port enabler" einfach eine Ordnerebene höher, direkt in den Ordner in denen Cubase oder Nuendo installiert wurden, z.B. "c:\Programme\Steinberg\Cubase 6".
Bitte beachten Sie, dass es notwendig ist, die MIDI Port Konfiguration nach der Benutzung dieser Dateien im Menü >Geräte >"Geräte konfigurieren…" zu überprüfen. Sie sollten nicht mehr als eine Treiberarchitektur pro MIDI Schnittstelle verwenden, um zu verhindern, dass Sie doppelt oder gar dreifach MIDI Events aufzeichnen wenn Sie MIDI Spuren benutzen, deren Eingang auf "All MIDI Inputs" gesetzt ist.