1996 hat Steinberg die erste Version des Audio-Plugin-Standards VST (Virtual Studio Technology) vorgestellt. Drei Jahre später hat VST2 erstmals die Nutzung von virtuellen Instrumenten ermöglicht.
VST3, das 2008 eingeführt wurde, ist der neueste Standard für Effekt-Plugins und virtuelle Instrumente. Es stellt einen wichtigen Meilenstein in der virtuellen Studiotechnologie dar und enthält zahllose Updates, Verbesserungen, Änderungen und neue Funktionen. Im Folgenden findest du eine kurze Übersicht der wichtigsten neuen Funktionen von VST3 sowie einen FAQ-Bereich.
Verbesserte Leistung
Einige aktuelle Plugins sind dafür bekannt, eine hohe CPU-Auslastung zu verursachen. Die Verwaltung großer Plugin-Sets und mehrerer virtueller Instrumente auf typischen Projektstudio-Computersystemen kann oft schwierig sein, da die CPU-Leistung an ihre Grenzen stößt. VST3 verbessert die Gesamtleistung, indem es Plugins nur dann verarbeitet, wenn auf ihren jeweiligen Eingängen Audiosignale anliegen. Anstatt Eingangs-Signale ständig zu verarbeiten – selbst wenn nur Stille vorhanden ist – können VST3-Plugins ihre Verarbeitung effizient und nur dann anwenden, wenn sie tatsächlich benötigt wird.
Dynamische Ein- und Ausgänge
VST3-Plugins sind nicht mehr auf eine feste Anzahl von Ein- und Ausgängen beschränkt. Ihre I/O-Konfiguration passt sich dynamisch an die Kanal-Konfiguration an, in die sie eingefügt werden. Zum Beispiel können die neuen VST3-Plugins in Cubase 4 im Stereo-Modus arbeiten, wenn sie in einen Stereo-Kanal eingefügt werden, und auf 6 Kanäle wechseln, wenn sie in einen 5.1-Kanal eingesetzt werden. In jedem Fall wird jeder Audiokanal unabhängig verarbeitet. Die Interaktion zwischen den Kanälen hängt von der Art und dem Design des Plugins ab. Obwohl dedizierte Surround-Plugins weiterhin sinnvoll sein können, kann grundsätzlich jedes VST3-Plugin surroundfähig sein und echte Mehrkanal-Verarbeitung unterstützen.
Zusätzlich zu den flexiblen Audio-Routing-Möglichkeiten können VST3-Plugins auch einen dedizierten Event-Bus anbieten. Typischerweise handelt es sich dabei um einen MIDI-Eingang für Steuerung/Modulation, nur sind diese Busse nicht länger auf den MIDI-Standard beschränkt. Zukünftige Plugins könnten die gängige MIDI-Schnittstelle durch alternative Steuerungsmethoden ersetzen.
Aktivieren/Deaktivieren von Bussen
Ein häufiges Problem bei virtuellen Instrumenten ist ihr Audio-Ausgangsbus-System und die Art, wie sie nach dem Laden mit dem Mixer verbunden werden. Besonders virtuelle Sampler mit mehreren Ausgängen belegen oft mehr Mixerkanäle, als tatsächlich benötigt werden. Die VST3-Schnittstelle ermöglicht es, ungenutzte Busse nach dem Laden zu deaktivieren und bei Bedarf wieder zu aktivieren. Dies sorgt für einen aufgeräumteren Mixer und trägt zusätzlich dazu bei, die CPU-Auslastung zu reduzieren.
Routing-Möglichkeiten
Plugins können auf vielfältige Weise mit der Host-Umgebung verbunden werden: Zukünftige VST3-Instrumente können Audioeingänge haben. Ein Beispiel dafür ist ein Synthesizer mit eingebautem Vocoder, der direkt ein Audiosignal empfangen kann, um den Effekt zu steuern. Ein VST3-Plugin kann zudem gleichzeitig mehrere MIDI-Eingänge besitzen.
Note Expression (seit VST 3.5)
Mit Note Expression kann jede einzelne Note (Event) in einem polyphonen Arrangement umfangreiche Artikulationsinformationen enthalten. Dies bietet beispiellose Flexibilität und ein deutlich natürlicheres Spielgefühl. Artikulationsnachrichten sind nicht mehr nur auf Kanäle beschränkt, sondern können nun für jedes einzelne Event genutzt werden.
Alle unsere Sequenzer ab Version 4 sind mit einem komplett neuen Satz von Plugins ausgestattet, der der neuen VST3-Spezifikation entspricht. Natürlich kannst du weiterhin auch VST2-Plugins und -Instrumente verwenden. Bitte beachte die untenstehende FAQ für zusätzliche Informationen dazu. Für Plugins, die nach der sehr alten VST1-Spezifikation erstellt wurden, wird jedoch keine korrekte Funktionalität mehr garantiert.
VST3 - Häufig gestellte Fragen
Mit VST (Virtual Studio Technology) hat Steinberg den weltweit führenden und am weitesten unterstützten Standard für Plugins und virtuelle Instrumente etabliert. Hier sind die wichtigsten Fakten zu VST3 sowie einige Antworten auf häufig gestellte Fragen:
Was ist VST3?
VST3 ist die nächste große Revision von Steinbergs Virtual Studio Technology und folgt auf VST 2.4, der aktuellen Version von VST. VST3 ist ein Plugin-Standard, kein Produkt oder Host-Anwendung. Um VST3-Plugins oder -Instrumente auszuführen, muss die Host-Anwendung ebenfalls VST3 unterstützen.
Kann ich meine bestehenden Plugins und Instrumente weiterhin verwenden?
Ja. Bestehende VST 2.4-Plugins und -Instrumente sind vollständig kompatibel mit unseren aktuellen Host-Sequenzer-Anwendungen. Jedes Plugin oder Instrument, das älter als VST 2.4 ist, muss getestet und möglicherweise aktualisiert werden.
Kann ich Projekte aus meiner vorherigen Cubase-Version laden?
Ja. Projekte, die in Cubase SX oder später erstellt wurden, können in Cubase und Nuendo 4 oder neuer geöffnet werden. Enthaltene Plugins sollten wie erwartet funktionieren, wenn sie für VST 2.4 entwickelt und getestet wurden.
Können meine alten Plugins und Instrumente auch die Vorteile von VST3 nutzen?
Ja, das können sie. Obwohl sie nicht die exklusiven Funktionen von VST3 wie samplegenaue Automatisierung, verbesserte Leistung oder dynamische Ein-/Ausgänge bieten, können VST2-Plugins vom neuen Preset-Handling von VST3 profitieren. FXB- oder FXP-Presets können in das VST3-Preset-Format konvertiert werden.
Ist VST immer noch ein offener und kostenloser Standard?
Ja, VST ist nach wie vor ein offener und kostenloser Standard.
Wo werden VST3-Plugins installiert?
Im Gegensatz zu VST2-Plugins teilen sich alle VST3-Plugins denselben Installationsordner. Dadurch ist es sowohl für Host-Sequenzer als auch für Benutzer einfach, die VST3-Plugins zu finden. Dies sind die in den VST3-Spezifikationen definierten Installationspfade:
- Windows 64 Bit: C:\Programme\Common Files\VST3
- Windows 32 Bit: C:\Programme (x86)\Common Files\VST3
- Mac OS X: Library/Audio/Plug-ins/VST3