Bitte beachten Sie, dass sich dieser Artikel auf ältere Versionen von Cubase und Nuendo bezieht. Mit Nuendo 8 und Cubase 9.0.30 wurde eine neue Video-Engine eingeführt, die unter anderem nicht länger von Apples QuickTime-Technologie abhängt. Weitere Informationen ...
Die Video-Wiedergabe in Nuendo und Cubase (im Folgenden nur Nuendo genannt) basiert auf Apple's QuickTime Engine.
Für Windows muss QuickTime in der Version 7.1 (oder höher) installiert sein. [Nachtrag: Bitte beachten Sie als Windows-Nutzer diesen Artikel über Sicherheitslücken in QuickTime für Windows .]
Mac OS X enthält bereits alle benötigten Komponenten. Theoretisch sind alle Dateien, die von QuickTime unterstützt werden, auch kompatibel mit Nuendo. Dementsprechend sollten alle Videos, die der QuickTime-Player abspielen kann, auch von Nuendo abgespielt werden können.
Hierfür muss die Grafikkarte allerdings OpenGL 2.0 oder höher unterstützen und der aktuelle Treiber sollte verwendet werden.
Leistung
Welche Video-Codecs werden für die Arbeit mit Nuendo empfohlen?
Spielt die Dateigröße keine Rolle, ist ein Codec wie ProRes (natives Format in Apple Final Cut Pro) oder DNxHD (Avids natives Format) die beste Wahl.
Videos, die mit diesen Codecs kodiert wurden, werden korrekt abgespielt und das Spulen oder die Verwendung des Jogwheels sollte sehr flüssig laufen. In Bezug auf die Arbeitsspeichernutzung arbeiten beide Codecs zudem sehr effizient. Wenn Sie mit DNxHD kodierten Videos arbeiten, downloaden und installieren Sie bitte das frei verfügbare "Avid Codecs LE"-Paket .
Photo-JPEG und Motion-JPEG können ebenfalls gut genutzt werden aber das Dekodieren erfolgt nur in einem Single-Thread-Prozess, was sich negativ auf die Gesamtleistung des Systems auswirken kann.
Die oben genannten Codecs haben gemein, dass in der Regel große Datenmengen anfallen und die Videos entsprechend groß sind.H.264 - auch als MPEG-4 AVC (Advanced Video Coding) bekannt - ermöglicht hier kleinere Dateigrößen, kann aber nur empfohlen werden, wenn korrekt kodiert wurde. Die Vielzahl an Parametern und Optionen können die Leistung in Nuendo stark beeinträchtigen.
Wie kodiere ich ein H.264 Video für die Arbeit mit Nuendo?
Die H.264 Encoder Presets, die aktuelle Versionen von Apple Final Cut, Apple Compressor, Avid Media Composer oder Grass Valley EDIUS Pro bieten, sind normalerweise gut für die Arbeit mit Nuendo geeignet. Da es aber eine große Anzahl von H.264 kompatiblen Video-Tools gibt und die Spezifikationen viele Encoding-Parameter enthalten, sollten folgende Einstellungen berücksichtigt werden:
- Die Anzahl an B-Frames sollte nicht höher als 3 sein. Darüber hinaus steigt der Speicherverbrauch stark an.
- Die Anzahl an Referenz-Frames sollte nicht höher als 2 sein.
Weitere wichtige Einstellungen, um ausreichende Leistung zu gewährleisten:
- Gewichtete P-Frames deaktivieren
- Gewichtete B-Frames deaktivieren
- Pyramidal B-Frames deaktivieren
- Um beim Spulen und bei der Arbeit mit dem Jogwheel eine flüssige Darstellung zu erhalten, sollte das IDR-Frame Intervall einen Frame betragen (so wird jedes Frame separat kodiert).
Wieviele Video-Dateien können in einem Nuendo-Projekt verwendet werden?
Unter Berücksichtigung der obenstehenden Hinweise, können mindestens 20 verschiedene Video-Dateien (in Full-HD-Auflösung) in ein Projekt importiert werden. Die Anzahl liegt bei ProRes, DNxHD und Photo-JPEG kodierten Videos noch höher.
Beachten Sie, dass Nuendo für jedes Video eine gewisse Menge an Arbeitsspeicher reserviert. Werden zu viele unterschiedliche Videos importiert und das Limit des Video-Decoders überschritten, wird die Video Engine nicht mehr korrekt funktionieren.
Bei der Nutzung von vielen Video-Dateien in einem Projekt sollten Sie auf jeden Fall die 64-Bit Variante von Nuendo 6.5.20 (Cubase 7.5.20) oder höher verwenden.
Welche Möglichkeiten habe ich, wenn Videos (von Kunden) in Nuendo nicht flüssig laufen?
Kennt der Kunde die oben genannten Empfehlungen nicht, sollte das Video möglichst mit einem passenden Codec und den Einstellungen neu kodiert werden. Dafür kann z.B. Apple Compressor (Mac OS X) oder XMedia Recode (Windows) zum Kodieren in ProRes oder Photo-JPEG (im .mov Format) verwendet werden.
Beachten Sie bitte, dass eine niedrigere Auflösung (z.B. 720p statt 1080p) ebenfalls die Leistung bei der Wiedergabe verbessern kann – gerade bei älteren Systemen. Videos in niedrigerer Auflösung belegen auch weniger Arbeitsspeicher.
Falls Sie noch Windows 7 einsetzen, sollte das Aero-Interface unbedingt aktiviert sein. Viele ältere Performance-Tipps empfehlen, "Aero" zu deaktivieren aber dies kann sich negativ auf die Wiedergabeleistung auswirken.
Wie finde ich den für das Video verwendeten Codec heraus?
Der Dateityp (mov, mp4, avi, etc.) sagt nicht notwendigerweise etwas über den Codec aus, sondern weist nur auf das verwendete Videodatei-Format hin. Der eigentliche Codec wird unten im Videoimport-Dialog in Nuendo angezeigt.
Außerdem geben Tools wie "Movie Inspector" als Teil des QuickTime Players oder diverse andere Drittanbieter-Anwendungen darüber Auskunft.
Hintergrundinformationen
Was ist ein Video-Codec?
Ein Video-Codec ist ein Algorithmus, um Videos in kleinere Dateien zu komprimieren – vergleichbar mit dem populären MP3-Format.
Je nach Codec werden unterschiedliche Kompressionsmethoden angewendet. Grundsätzlich erlaubt eine höhere Kompressionsrate kleinere Dateien, stellt aber auch höhere Anforderungen an die Systemleistung, um das Video für die Wiedergabe zu dekodieren. Dies muss vor allem dann berücksichtigt werden, wenn das Video auf demselben System abgespielt werden soll, auf dem auch das Nuendo-Audioprojekt läuft.
Die unterschiedlichen Codecs sind allerdings nicht alle gleich gut geeignet, weil die meisten (z.B. H.264) differenzkodierte Einzelbilder nutzen. Diese Codecs enthalten ein I-Frame (Intraframe), das keine weiteren Informationen zum Dekodieren benötigt und weitere P-Frames (predictive/differenzkodierte Frames), die den Unterschied zwischen dem letzten und dem kommenden I-Frame enthalten und daher eine Referenz zum Dekodieren benötigen.
Diese Methode bietet zwar höhere Kompressionsraten aber erhöht dabei auch die Systemlast. Beim Joggen und Positionieren muss Nuendo zum letzten I-Frame zurück und von dort an bis zum aktuellen Frame dekodieren, was einen erheblichen Einfluss auf die Reaktionsgeschwindigkeit haben kann.
Dies kann man am besten dadurch umgehen, dass man Codecs verwendet, in denen jedes Frame separat encodiert ist. Beispiele hierfür sind ProRes, DNxHD, Photo-JPEG, Motion-JPEG und Panasonic DVCPro.
Mögliche Setups für die Arbeit mit Videos in Nuendo
Nativ
Diese naheliegende Option erfordert keine zusätzliche Hardware. Sobald die Video-Dateien in Nuendo importiert wurden, kann das Video-Fenster durch einen Doppelklick auf das Video-Event (oder Druck auf F8) geöffnet werden. Dabei kann es auch im Vollbild auf einem der angeschlossenen Displays gezeigt werden. Mit Nuendo 6 oder höher kann zudem ein Timcode-Overlay innerhalb des Video-Fensters eingeblendet werden.
Nativ/Slave-Computer
Einige User bevorzugen einen zweiten Rechner als Slave, um das Video dorthin auszulagern.
Steht eine weitere Cubase- oder Nuendo-Lizenz zur Verfügung, können zwei Systeme sogar samplegenau über VST System Link synchronisiert werden. Die Vorgaben zu den Codecs und Wiedergabeoptionen bleiben dabei natürlich bestehen. Auf jeden Fall kann man hierbei wichtige Systemreserven für das Hauptprojekt reservieren.
Diese Lösung empfiehlt sich auch, wenn man zwei unabhängige Videoausgänge benötigt – auf einem läuft das Video mit den Overlays (Timecode, Swipes/Laufbalken) während auf dem anderen das Video synchron aber ohne Overlays läuft, was zum Beispiel ein Anwendungsfall für ADR (automated dialog recording) ist.
Ausgabe des Videos über eine dedizierte Videokarte
Für eine professionelle Verbindung mit anderen Videokomponenten im Studio wurde Nuendo mit BlackMagic Decklink Hardware getestet. Diese Lösung wird auch von vielen Usern empfohlen.
Die folgenden Karten wurden für die Arbeit mit Nuendo 6 und Cubase 7 getestet:
- BlackMagic Intensity PRO, BlackMagic Decklink, BlackMagic Decklink HD Extreme (PCIe), BlackMagic Decklink Extreme (PCI)
Wichtige Information für Windows-Nutzer: BlackMagic hat in Desktop Video 10.9.10 sämtliche Abhängigkeiten von QuickTime entfernt. Das bedeutet, dass Desktop Video 10.9.7 die letzte Version ist, mit der BlackMagic-Geräte in Nuendo 7.1.35 oder älter bzw. Cubase 9.0.20 oder älter verwendet werden können. Neuere Versionen von Desktop Video (10.9.10 und neuer) setzen neuere Nuendo- bzw. Cubase-Versionen mit der von QuickTime unabhängigen Video Engine voraus. Weitere Informationen ... - Nur Mac: AJA Kona 3, AJA KONA LHi, AJA KONA LHe
Unter Windows unterstützen die AJA-Karten kein QuickTime und können entsprechend nicht verwendet werden.
Um die Videokarte als Video-Ausgabegerät für Nuendo und Cubase zu nutzen, öffnen Sie "Geräte konfigurieren" im Geräte-Menü und wählen Sie die "Video-Player"-Seite aus. Sofern der Videokarten-Treiber korrekt installiert ist, sollte hier ein Eintrag in der "Geräte"-Spalte vorhanden sein.
In der "Format"-Spalte können Sie dann das Video-Format auswählen, dass mit dem Videomaterial im Projekt übereinstimmt. Stellen Sie dann noch sicher, dass die Videokarte rechts als "Aktiv" angewählt ist.
Vielen Dank an Fredo Gevaert für die Hilfe bei der Erstellung dieses Artikels!