Problem
Eingehende Audiosignale und live gespielte VST Instrumente lassen sich nur mit einer deutlich hör- und spürbaren Verzögerung abhören.
Ursache
Jedes computergestützte Musiksystem benötigt Zeit, um Audiosignale zu berechnen und zu erzeugen. Entscheidend ist der Zeitraum zwischen dem Moment, in dem der Sequenzer (Cubase, Nuendo) ein Signal an die Audio-Hardware übergibt, und dem Augenblick, in dem das Signal tatsächlich am analogen Ausgang des Audio-Interfaces verfügbar und somit hörbar ist. Dieser Zeitraum wird Latenz (Verzögerung) genannt und hauptsächlich vom sogenannten Puffer des Audiokartentreibers verursacht. Bereits wenige Millisekunden Latenz werden von einigen Anwendern als störend empfunden, ab 20 ms ist die Latenz auch von weniger geübteren Ohren deutlich wahrzunehmen.
Lösung
Verwendet man eine geeignete Audiokarte, hat man über die Einstellung des Puffers direkten Einfluss auf die Latenz. Je größer der Puffer ist, desto mehr Zeit erhält das System für die Bearbeitung des Signals und desto stärker wird das Signal verzögert. Ein großer Puffer bedeutet daher eine relativ hohe Latenz bzw. Verzögerung.
Leider lässt sich der Puffer nicht beliebig klein wählen, um eine möglichst niedrige Latenz zu erreichen. Ist der Puffer zu klein, hat die Audiokarte nicht genug Zeit für die vollständige Bearbeitung des Signals, was sich durch Knacksen und Knistern bemerkbar macht. Auch eine stotternde Wiedergabe kann die Folge einer Überlastung des Systems sein.
Wie weit sich die Latenz tatsächlich herunterschrauben lässt, hängt von vielen Faktoren, vor allem aber vom verwendeten Audio-Interface, dem entsprechenden Treiber, sowie der generellen Leistung des Rechners ab. Eine wesentliche Rolle spielt auch die jeweilige Anwendung. Aufwändige Aufgaben wie die Berechnung von anspruchsvollen Effekten oder der Einsatz komplexer virtueller Synthesizer erfordern höhere Latenzen als z. B. die einfache Wiedergabe von Audiodateien.
Einstellung der Latenz unter Mac OS X
Unter Mac OS X lässt sich der Puffer bzw. die Latenz der Audiokarte im jeweiligen Anwendungsprogramm anpassen.
- Cubase und Nuendo: In Cubase und Nuendo wird die Latenz der Audio-Hardware im Dialog "Geräte konfigurieren" (Menü "Geräte > Geräte konfigurieren...") eingestellt. Je nach Programmversion finden Sie den Eintrag Ihres Audio-Interfaces in der Geräte-Liste unter "Multitrack", "VST Audiobay" oder "VST-Audiosystem". Dort kann die Puffergröße direkt angegeben oder kann nach Klick auf den Knopf "Einstellungen..." bzw. der Auswahl des Hardware-Eintrags im Kontrollfeld des aktiven ASIO-Treibers in einem weiteren Dialog-Fenster eingestellt werden. Genaue Informationen finden Sie im Handbuch Ihrer Cubase-/Nuendo-Version.
Einstellung der Latenz unter Windows
Unter Windows wird die Puffer-Einstellung im Kontrollfeld des ASIO-Treibers der Audiokarte vorgenommen. Meist sind die Audiotreiber-Einstellungen über einen Eintrag im Start-Menü unter "(Alle) Programme" oder über ein Symbol in der Schnellstart-Leiste von Windows erreichbar. Genaue Auskunft gibt Ihnen die Bedienungsanleitung Ihres Audio-Interfaces.
- Cubase und Nuendo: Sie können das Kontrollfeld des ASIO-Treibers auch in Cubase/Nuendo über den Eintrag Ihres Audio-Interfaces im Dialog-Fenster "Geräte konfigurieren" aufrufen ("Geräte > Geräte konfigurieren...") . Je nach Programmversion finden Sie den Eintrag Ihres Audio-Interfaces in der Geräte-Liste unter "Multitrack", "VST Audiobay" oder "VST-Audiosystem". Ein Klick auf den Knopf "Einstellungen..." oder die Auswahl des Hardware-Eintrags bringt Sie zum Kontrollfeld des aktiven ASIO-Treibers. Weitere Informationen finden Sie im Handbuch Ihrer Cubase-/Nuendo-Version.
Verwendung einfacher Soundkarten und Onboard-Soundchips unter Windows
Beachten Sie, dass die Anpassung der Latenz bei einfachen Soundkarten oder Onboard-Soundchips, die über keinen ASIO-Treiber verfügen, nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich ist.
Abhilfe kann unter Umständen der universelle ASIO-Treiber "ASIO4ALL" von Michael Tippach schaffen, den Sie auf der Seite www.asio4all.com kostenlos herunterladen können. An der generell schlechten Klangqualität (hoher Rauschpegel, nicht linearer Frequenzgang, Einstreuungen) und den meist minderwertigen AD/DA-Wandler von Soundkartenkarten und Onboard-Soundchips kann der ASIO4ALL-Treiber natürlich nichts ändern. Er ist daher als Notlösung zu betrachten. Für professionelle Audio-Software ist der Einsatz eines speziellen Audio-Interfaces mit eigenem ASIO-Treiber grundsätzlich zu bevorzugen.